Spanien, Castellón - Vilafamés und Ares del Maestre, Seite 1
Eine Tour durch die Landschaft des Maestrazgo in der Provinz
Castellón - Von Vilafamés nach Ares del Maestre
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Durch die Landschaft des Maestrazgo nach Vilafamés
Über eine gut ausgebaute Landstraße, fast eine kleine
Autobahn, geht es in die Provinz Castellón, die nördlichste Provinz
der Autonomen Region Valencia. Die Gegend, die wir passieren, ist grün
und hügelig, wobei die Hügel eher sanfterer Art sind, mitunter aber
auch mit einem gewaltigen Fels in ihrer Mitte. Das ist die Landschaft
des Maestrazgo.

An einen solchen
Felsen, einem rötlichen Sandsteinfelsen, geschmiegt stehen auch die
Häuser der Ortschaft Vilafamés, das erste Ziel unserer Tour durch
Castellón. Auf der Spitze dieses Felsens sind noch die Reste einer
mittelalterlich anmutenden Festungsanlage zu erkennen.
Zu den Sonderbarkeiten von Vilaflamés, aber auch
anderen Ortschaften, die wir noch besuchen werden, gehört der Umstand,
dass auch in den engsten Gassen noch Autos verkehren dürfen – und dies
auch tatsächlich tun. Dabei sind die Gassen teilweise so schmal, dass
hier kaum zwei Fahrräder nebeneinander passen, und kaum eine Straße
ist so breit, dass sich zwei entgegenkommende Autos ausweichen
könnten. Dennoch: Der Hauptplatz, an dem sich auch das Tourismusbüro
befindet, wird auch als Parkplatz voll genutzt.
Praktisch von jedem Punkt in der Nähe des Ortsrandes
kann man über die tiefer liegende Umgebung schauen, auf die Felder mit
den Oliven- und Mandelbäumen. Wir haben jetzt im September gerade die
Zeit der Mandelernte, und vor einigen Häusern liegen die prall
gefüllten Säcke mit den Mandeln.
Von der Kirche ins „Arabische Viertel“

Für uns geht es die Gassen
bergauf, zur Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“, ein Bau aus dem späten
16. Jahrhundert. Anderswo würde man diese Kirche, deren Schloss immer
noch mit einem uralten, unterarmstarken Eisenschlüssel geöffnet werden
muss, wohl als Kathedrale bezeichnen, hier ist es die ganz normale
Dorfkirche einer 2000-Seelen-Gemeinde. Beeindruckend neben dem hohen
Altar sind vor allem die gewaltigen Wandgemälde, die beinahe wie
Wandteppiche erscheinen. Ansonsten ist die Inneneinrichtung – im
Vergleich zu anderen katholischen Kirchen – verhältnismäßig
schmucklos.
Von der Kirche aus laufen wir ein kleines Stück durch
das sich gleich dahinter anschließende „Arabische Viertel“, wobei die
meisten dieser alten Häuser aus rotem Sandstein erst nach der
Reconquista, also nach der Rückeroberung der maurischen Gebiete durch
die christlichen Heere errichtet wurden. Tatsächlich, so sagt Salva,
unser Reisebegleiter vom Tourismusbüro der Provinz Castellón, wurde
damals fast alles, was von den Mauren errichtet worden war, zerstört,
so dass aus dieser frühen Periode von Vilafamés eigentlich nur das
System der Wasserleitungen übrig geblieben ist.

Aber das „Arabische
Viertel“ im Umfeld der Kirche bezeichnet eben die Altstadt dieser
allerdings auch insgesamt mittelalterlich anmutenden Stadt. Die Gassen
sind hier noch etwas enger und gewundener als anderswo in diesem Ort,
vor manchen Häusern sieht man auch noch einige steinerne Bänke,
verziert mit Kacheln, und an anderen Häusern verweisen Kacheln auf das
angebliche Baujahr, etwa 1622. Dabei machen die in rot und weiß
gehaltenen Häuser – andere Hausfarben sind hier nicht gestattet –
meist einen ordentlich rekonstruierten Eindruck. Tatsächlich ist dies
auch das Viertel, wo sich etwa wohlhabendere Einheimische ihre Zweit-
oder Ferienwohnung gönnen.
Noch etwas oberhalb vom Arabischen Viertel liegt der
Fels, auf dem die Zitadelle errichtet wurde. Das, was wir nun
besichtigen, ist allerdings keine mittelalterliche Burg, sondern
lediglich die aus den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts datierende
Rekonstruktion. Wirklich sehenswert ist auch nur die Aussicht mit
Blick bis auf den 1813 hohen Pénagolosa, den höchsten Berg des
Landstrichs Maestrazgo, benannt nach dem Ritterorden, der hier nach
der Rückeroberung des Landes von den Mauren regierte.
Sprachunterricht in Valenzianisch
In einem kleinen Landhotel mit ganzen sieben
Gästezimmern, im El Jardin, nehmen wir unser Mittagessen. Etwas
Geschichts- und Sprachunterricht beim Essen. Ob das Valenzianische,
das hier gesprochen wird, nun ein Dialekt des Katalanischen oder eine
eigene Sprache ist, darüber, so Salva, streiten sich die Gelehrten.
Jedenfalls sei es eine andere Sprache als das Kastilische, das
Hoch-Spanisch, und an den Universitäten der Region wird sowohl auf
Spanisch wie auf Valenzianisch unterrichtet.
Manche älteren Leute, erzählt Salva, würden
allerdings nur Valenzianisch verstehen, beispielsweise auch seine
eigene Großmutter. Da unter der Franco-Diktatur aber nur das
Hoch-Spanische benutzt werden durfte, war seine Großmutter wegen ihrer
Sprache regelmäßigen Verfolgungen ausgesetzt. Heute jedenfalls sieht
man praktisch überall etwa auf Hinweisschildern, dass Spanisch wie
Valenzianisch völlig gleichberechtigt sind.
Im Bergdorf Ares del Maestre
Bei unserer Weiterfahrt nach Norden passieren wir
einen Ort mit großer Stierkampfarena, einem runden Bau, ganz in weiß
gehalten.

In Ares del Maestre
legen wir einen Stop ein. Von seiner Anlage her ist Ares del Maestre
durchaus mit Vilafamés vergleichbar: ein Ort um einen Felsen, hier nun
allerdings ein Kalksteinfelsen, wobei hier die Häuser aber alle,
zumindest die, die man von der Ferne sieht, weiß sind, und als
höchstes Gebäude die Kirche den Ort überragt. Der pittoreske Eindruck,
den dieser Ort erweckt, relativiert sich dann in dem Dorf selbst. Das
Pittoreske ist mehr etwas, was aus der Ferne entseht.
Die Häuser sind meist schmucklos, und einzig am
Marktplatz – ein allerdings übertriebener Begriff für diesen eher
kleinen Platz - fällt ein massiver Bau aus grauem Stein und versehen
mit einem Säulengang aus der Reihe. Dieses Gebäude zumindest erinnert
doch noch stark an den maurischen Einfluss.
Geht man an diesem Gebäude vorbei, steht man vor der
Vorderfront der Kirche, jener Kirche, die schon von weitem das
Panoramabild des Ortes bestimmt hat, dabei fast die sonst übliche
Festung ersetzte. Dabei ist diese Kirche innerhalb des Ortes selbst so
etwas wie eine Festung, dazu an ihren Fassaden mit antik anmutenden
Nachbildungen von gewundenen Säulen versehen, die ihr nun ein fast
„heidnisches“ Aussehen geben.
Wir spazieren am Ortsrand entlang, sehen von oben die
in die Berge für den Feldbau gelegten Terrassen, abgestützt mit
Mauern, die einen Bergrutsch verhindern sollen – und entdecken über
uns schließlich einen Adler kreisen.