Polen, Niederschlesien - Gerhart Hauptmann und Rübezahl, Seite 3
Auf den Spuren von Gerhart Hauptmann in Schreiberhau und
Agnetendorf, Rübezahl im Riesengebirgsmuseum, Wintersport im Umland
der Schneekoppe
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Im Riesengebirgsmuseum von Schreiberhau
Skzlarska Poreba ist eigentlich ein Straßendorf
entlang einer steilen und kurvigen Durchgangsstraße, die auch
noch eine der Hauptverbindungsstraßen der Region ist, also ein Ort mit
starkem Durchgangsverkehr. Ab und ansieht man noch ein älteres
Fachwerkhaus, aber im großen und ganzen gleicht Szlarska Poreba doch
vergleichbaren Wintersportorten.

Etwas abgelegen,
außerhalb des eigentlichen Ortes Szklarska Poreba, früher
Schreiberhau, liegt das
Riesengebirgsmuseum. Das eher bescheidene, weiß getünchte Haus mit
Elementen des Tiroler Stils war das Wohnhaus der Gebrüder Gerhart und
Carl Hauptmann, ist nun Teil des Riesengebirgsmuseums.

Gleich hinter dem
Eingang und im ersten Raum, den man danach betritt, geht es um die
Sagenfigur des
Rübezahl. Den gibt es hier nicht nur in Holz geschnitzt als moderne
Skulptur, als Fensterbild auf Glas oder, eher
traditionell, als übergroße Stofffigur. Die Figur des Rübezahl gibt es
hier auch auf der Kopie einer aus dem 16.
Jahrhundert stammenden Karte des Riesengebirges zu entdecken. Das ist
allerdings nicht der vermenschlichte
Riese der späteren Sagen, sondern eher ein Dämon in Tiergestalt, die
früheste bekannte Form des Rübezahl.
Die Sage von diesem Dämon, so hören wir vom Leiter
des Museums, war damals von den Kräuter- und Edelstein-Sammlern, die
im Riesengebirge nach

Heilmitteln,
Bergkristallen und anderem suchten, in die Welt
gesetzt worden, sollte ihnen die Konkurrenz vom Leibe halten. Später
haben sich die Geschichten vom Rübezahl
dann verselbstständigt, aus dem Tier-Dämon wurde allmählich der Riese,
der als Richter in die Welt der
Menschen eingriff, gute Taten belohnte, Böses bestrafte.
Im oberen Stockwerk sieht man dann zahlreiche
Glasarbeiten, Kelche aus Rubinglas und ähnliches, und
schließlich eine Sammlung von Landschaftsgemälden des Riesengebirges.
Und ein eigener Raum ist dann
natürlich noch Gerhart Hauptmann gewidmet, den man hier auf etlichen
Fotografien sieht. Hier in diesem Haus,
so heißt es, hat Hauptmann schließlich „Die Weber“ verfasst.
Das Langlaufzentrum vom Jakobstal
Unser Ziel hier ist das Langlaufzentrum im Jakobstal.
Das liegt ein gutes Stück außerhalb des Ortes, die Straße
führt vorbei Felsblöcken, die aus der hügeligen Landschaft ragen, an
einigen Hotelbauten, die halb

vom Schnee
begraben zu sein scheinen – und wird schließlich zu einem riesigen,
langen Parkplatz. Um zum Skizentrum zu
gelangen, müssen die meisten Gäste des Ortes nämlich auf den eigenen
Wagen zurückgreifen, da es keine, oder
zumindest nicht genügend öffentliche Verkehrsmittel gibt, auch kaum
Shuttle-Verbindungen angeboten werden.
Das Ski-Zentrum ist dennoch – und das trotz des
unfreundlichen Wetters mit einem regelrechten Schneetreiben
bei eisigem Wind – recht ordentlich besucht. Betrieben wird das
Langlaufzentrum von einem privat finanzierten
Verein, der immerhin 50 Kilometer Langlaufloipen auch für Amateure in
Schuss hält, dazu auch Loipen
unterhält, die nach der offiziellen FIS-Zertifizierung als
Austragungsort für einen Weltcup infrage kämen.
Begonnen hatte das alles 1976 mit dem ersten so
genannten Piastenlauf, an dem sich damals knapp über
hundert Skiläufer beteiligten. Heute zieht es hier in der Saison
angeblich jeden Tag bis 2000 Wintersportler auf
die Loipen.
Die Hauptmann-Villa Wiesenstein in Agnetendorf

Von hier fahren wir
nach Jagniatków, früher Agnetendorf, der Ort, in dem Gerhart Hauptmann
seine Villa „Wiesenstein“ hat bauen lassen, nun natürlich ein
Gerhart-Hauptmann-Museum.
Das ist eine wahre Prunkvilla, die sich der
Schriftsteller da auf einem hügeligen Park- und Waldgelände hat
errichten lassen! Und vollends entfaltet sich dieses Pompöse im
Vorraum der Villa, in der „Paradieshalle“. Ein
Gemälde mit Paradies-Szenen von Adam und Eva bedeckt die gesamte Wand,
die Decke ist als Sternenhimmel
gestaltet – und eine repräsentative Treppe führt von diesem
Paradiessaal in das obere Stockwerk, in die
Arbeitsräume, die nun als Ausstellungsräume dienen.
Von der Stabkirche in Krummhübel auf die
Schneekoppe
Wie Szklarska Poreba ist auch Karpacz, in der
deutschen Zeit Krummhübel, ein lang gezogenes Dorf an einer
kurvigen, meist auch steil ansteigenden Straße.

Wir halten ziemlich am
Ende des Ortes, an einem Aussichtspunkt über das Hirschberger Tal,
wobei die Sicht
momentan aber etwas diesig ist, begeben uns dann zum Aufstieg zu der
auf einem Hügel gelegenen
Sehenswürdigkeit von Karpacz, zur Stabkirche Wang. Diese hölzerne
Kirche wurde so, wie sie ist, im 13.
Jahrhundert im südnorwegischen Ort Vang errichtet, dann 1840/41
abgebaut, nach Berlin gebracht – und 1842
als Kirche der evangelischen Gemeinde von Krummhübel wieder zusammen
montiert.
Nun gibt es zur Ergänzung zwar noch einen steinernen
Kirchturm – aber das eigentliche Kirchengebäude ist
nach wie vor aus Holz gebaut, und nicht einmal Eisennägel sind hier zu
finden, dafür aber etliche Schnitzereien
über den Portalen, Schnitzereien, die noch in der Tradition der
Wikinger stehen.
Nach diesem „Kirchgang“, direkt neben dem
Kirchengelände liegt übrigens einer der Eingänge zum
Nationalpark Riesengebirge, fahren wir nun zur Seilbahnstation, um von
dort den Sessellift zur Schneekoppe zu
nehmen.
Gut 20 Minuten dauert die Fahrt von der Talstation
bis zum Gipfel, eine Fahrt immer über die Piste hinweg –
wobei diese Piste wie eine breite durch den dichten Nadelwald
geschlagene Schneise scheint.